Schatten der Kolonialzeit: Die Darstellung Afrikas in Europa

Menschen in meinem Umfeld, die ohne groß nachzudenken Zehntausende Kilometer in der Gegend herumfliegen, haben mich angeregt ein wenig über Europas Afrikabild zu recherchieren und ich fand so einiges, das meine Erwartungen bestätigte.

Die Art und Weise, wie Afrika oft in den Medien und besonders in Reisekatalogen dargestellt wird, ist tief in kolonialistischen und stereotypen Vorstellungen verwurzelt. Diese Bilder zeigen einen Kontinent, der entweder als Krisenherd oder als exotisches Paradies gesehen wird – ein Bild, das nicht nur unvollständig, sondern auch unfair ist.

In jüngsten Forschungen wurde untersucht, ob nachhaltig orientierte Reiseveranstalter dieses überholte Bild weiterhin fördern (Koloniale Sichtweisen im Tourismus – Eine exemplarische Analyse des Afrikabildes nachhaltiger Reiseveranstalter. Autorin: Natasja W.) Die Ergebnisse waren aufschlussreich. Obwohl diese Unternehmen oft behaupten, ökologisch und sozial verantwortungsbewusst zu handeln, hat diese Studie gezeigt, dass auch sie nicht frei von kolonialen Vorstellungen sind.

Die qualitative Inhaltsanalyse der Online-Reisekataloge von ausgewählten Anbietern und Interviews mit deren Vertretern ergab, dass alle in irgendeiner Form stereotype Darstellungen Afrikas nutzen. Interessanterweise sind diese Darstellungen weniger ausgeprägt als in früheren Studien zu herkömmlichen Reiseveranstaltern, was auf ein wachsendes Bewusstsein hinweist. Dennoch besteht weiterhin ein erhebliches Wissensdefizit über die Problematik dieser kolonialistischen Bilder.

Ein wichtiger Aspekt, der in den Gesprächen oft zur Sprache kam, ist das Bewusstsein über typische Klischeebilder von Afrika. Trotz dieses Bewusstseins reflektieren nur wenige Reiseveranstalter ihre eigene Praxis kritisch genug, um einen echten Wandel herbeizuführen.

Diese Erkenntnisse sind besonders relevant im Licht der aktuellen Diskussionen um Rassismus und Kolonialismus im Naturschutz, wie auf der Webseite von Extinction Rebellion dargelegt: Die rassistischen und kolonialen Wurzeln des Naturschutzes und seine neokoloniale Gegenwart. Der Artikel beleuchtet, wie tief rassistische und koloniale Wurzeln noch immer in unseren modernen Ansätzen zum Naturschutz verankert sind.

Reisebranche, Urlauber und als Gesellschaft müssen wir uns kritisch mit diesen Bildern auseinandersetzen und sie hinterfragen. Nur so kann ein realistischeres und respektvolleres Bild dieses vielfältigen Kontinents gefördert werden. Und nicht einfach die „tolle Safari“ von Schwarzen für Weiße buchen, weil du doch so hipp bist.


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