Social Search – Zukunft oder Sparte?

Gerade werden überall diese »Like Buttons« von Facebook implementiert. Wer keinen Facebook Account hat findet dies entweder nervig oder nicht informativ, da man mit »like« meiner Meinung nach nicht wirklich etwas wertet. Man kann zum Beispiel ein Produkt vom Design her mögen, aber funktional schrecklich finden, oder anders herum. Man kann aber auch einfach einen Beitrag in einem Blog toll finden, oder den Blog an sich, oder auch nur einen Teil davon. Das alles kann man schon unter Social Search zusammen fassen. Etwas völlig neuem – das nicht mit einer Suche in einer Suchmaschine vergleichbar ist.

So sieht das dann aus: Ein button und die Liste der Leute die es auch mögen
So sieht das dann aus: Ein Button und die Liste der Leute die es auch mögen

Mir sind dazu jetzt einige Probleme zu den oben beschriebenen aufgefallen und die wollte ich mal zusammen fassen:

Informationswert

Meine Bekannten bei Facebook setzen sich aus allen Schichten und Berufen zusammen. Der Informationswert den ein »Like« von Ihnen bringt halte ich derzeit für sehr gering. Zumindest wenn es Inhalte betrifft. Hier bringt ein Rating mittels Like gar nichts. Aber selbst wenn mir meine Community bei der Auswahl der Krawatte im Shop helfen sollte. Ich weiß immer noch nicht, ob meine Kontakte das Design jetzt nur witzig fanden, den Typ auf dem Bild der die Krawatte zu Darstellungszwecken trägt, den Preis angemessen fand oder einfach nur sagen wollten, »das will ich«. Da verlasse ich mich lieber auf Rezensionen, selbst wenn diese nicht von Freunden sind.

Qualität

Wenn beliebige Bekannte in einem E-Mail, mittels Messenger oder auch in eigenen Webpublikationen etwas bewerten, dann glaube ich dieser Bewertung. Denn ich kann direkt nachfragen. Sehe ich ein »like« muss ich dennoch nachfragen. Die Information ist nicht eindeutig. Sie ist nur ein Wegweiser. Das ist ähnlich dem, wenn man sagen würde, stellt mehr Straßenschilder und Wegweiser auf, dann braucht man keine Navigationsgeräte mehr. Irgendwann hat man einen »like« Overkill. (Ich habe ihn ehrlich gesagt jetzt schon)

Nachvollziehbarkeit

Ich bin mir nicht sicher ob diese Bewertung wirklich so gewollt war. Unter diesem URL kann zuvor etwas völlig anderes gestanden haben. Das »like« hat keinerlei Mehrwert. Es kann also jemand unter einem bestimmten URL einen populären Inhalt verbreiten den viele Menschen mögen und somit mittels des »like« markieren. Dieser Inhalt ist aber irgendwann außer Reichweite und nicht mehr auf den Pinwänden an prominenter Stelle. Der Seitenbetreiber kann jetzt den Inhalt dieser Seite zu einem Produkt ändern, das er dringend verkaufen will. Bei einem textlichen »like« wie einer Rezension würde das sofort auffallen. Hier nicht mehr.

Relevanz

Ein weiterer wichtiger Punkt ist für mich die Relevanz dieser »like« Markierungen. Es muss doch nicht unbedingt sein, dass Freunde von mir etwas markiert haben. Dann sehe ich nur wie viele Leute es markiert haben. (Warum auch immer: siehe Informationswert). Eine klassische unabhängige Suchmaschine (und ich sage absichtlich unabhängig) weiß aber woher Links (Markierungen) kommen. Hier kommen aber alles aus einer Quelle, die man nur einmalig werten kann. Die klassische Relevanz die einem eine Suchmaschine bietet, geht völlig verloren. Die Nutzer werden zukünftig eher über ihre sozialen Tools Links setzen die im Idealfall noch von 2-3 Quellen kommen. (Ein Weiterleitungsscript des Anbieters) Eine Wertung ist somit nicht mehr möglich. Der Link kann sogar vom Anbieter manipuliert werden, oder komplett gesperrt. Da aber mein Kontakt A eventuell aus ganz anderen Gründen ein und den selben Link setzt wie mein Kontakt B, geht diese früher vorhandene Wertigkeit verloren. Eine Suchmaschine hatte davor Informationen über die linkende Seite, jetzt ist es nur noch eine Quelle. Dieses Szenario könnte man beliebig erweitern.

Sicherheit/Datenschutz

Ein weiteres großes Problem wird der Datenschutz. Als Seitenbetreiber gibt man Informationen der Nutzer, die gleichzeitig beim Anbieter dieser Markierungsmöglichkeit angemeldeten Benutzer, und der eigenen Kunden weiter. Zusätzlich liefert man ein Trackingtool, das dem Anbieter erlaubt die Aufrufe der Seite zu protokollieren. Will man wirklich als Onlinedienstleister, dass ein Fremder Anbieter Daten über die eigenen Kunden erhebt, ohne dass man diese einsehen kann? Sie als Ladenbesitzer würden eine Umfrage unter ihren Kunden im Kassenraum, die diese zu den gerade erworbenden Produkten befragt (und sie dabei nach Name, Adresse, und weiteren Informationen befragt und nicht an Sie weitergibt) nicht zulassen. Durch das Markieren aber lassen die Betreiber es zu oft sorglos zu. (Sie wissen es einfach nicht besser) – Vor allem, was passiert mit diesen Daten? Wo werden diese gespeichert und für wie lange? Kann ich diese wieder löschen? Nicht nur die Betreiber sind sich hier gar nicht bewusst, wie sie fast fahrlässig mit den Kundendaten umgehen. Auch die Benutzer selbst sind gefragt, sich immer und unbedingt von solchen Diensten abzumelden wenn sie diese Seiten verlassen, um zumindest eine gewissen Restprivatsphäre zu wahren.

[Update]
Facebook hat »like« noch undurchsichtiger gemacht. Seit einigen Tagen wird in das Gesamtergebnis der »likes« auch noch das Teilen und Kommentieren mit eingerechnet. Jetzt ist das Ganze wirklich total unübersichtlich.