Nachruf auf Paul

Normalerweise gehöre ich nicht zu den Menschen die auf Ihrer Webseite Ihre Haustiere, Autos, oder Wohnungen darstellen. Mache mich sogar über diese Seiten lustig. Heute mache ich eine Ausnahme. Denn dieses Tier gibt es nicht mehr. Wer diese meine eigene traurige Geschichte lesen möchte kann weiter lesen.

Irgendwann 1995 kam ich auf die Idee ein Tierheim zu besuchen und machte mich daher mit einer Freundin auf ins Wiesbadener Tierheim. Es war auch gerade so, dass ich in eine größere Wohnung gezogen war und daher Platz hatte. Dort angekommen sah ich zuerst einmal nur sehr viele arme Tiere die ein neues Zuhause suchten, wollte aber selbst nur informativ dort vorbei schauen. Wir betrachteten alles und standen am Schluss vor einer Käfigreihe mit kleinen Katzenkäfigen. (Heute ist das Tierheim sehr viel komfortabler ausgebaut) Plötzlich berührte mich eine Katze von hinten durch die Gitterstäbe an und ich drehte mich, um zu sehen welche Katze das war. Ich schaute in zwei gelbe Augen die mir sagten „ich liebe Dich“ und war verloren. Schnell packte ich meine Sachen und fuhr nach Hause. Ich wollte den Kater vergessen. Noch am Abend kaufte ich Katzenklo und Ausstattung und fuhr am nächsten Tag wieder hin, hoffend dass der Kater noch da sei. Er war noch da, ich bezahlte die Ablöse für die Kastration und andere Aufwände und machte mich mit meinem Kater nach Hause. Dort angekommen beschnupperten wir uns intensiv und die schönsten Tage begannen. Irgendwann in den folgenden Wochen saß ich mit ein paar Freunden zusammen und wir stellten fest, dass der Kater noch immer keinen Namen hatte. Im Laufe des Abends wurde dann „Paul“ daraus. Immer wenn ich von der Uni oder Arbeit nach Hause kam wartete Paul sehnsüchtig auf der Straße, lief manchmal sogar neben meinem Auto her. Wir waren ein Dreamteam.

Dann plötzlich 1997 wartete ich vergeblich auf seinen Spurt zum Auto als ich Abends nach hause kam, selbst den ganzen nächsten Tag war er nicht da. Ich machte mir Sorgen, zurecht wie sich heraus stellte. Ein aufmerksamer Bewohner meiner Heimatgemeinde hatte Paul gefunden, er war wohl beim Überqueren der Landstraße, die durch Wackernheim führt, angefahren worden. Ich war verzweifelt, er hatte Schmerzen und stellte den Fuss krumm heraus. Es war Sonntag und mir blieb nur die Tierklinik in Alzey als Ziel. Dort wurde Paul in einer großen Operation ein Muskelaufbau am Hüftgelenk gemacht, da dieses ausgerenkt und die Gelenkpfanne irgendwie zerstört war. Nach drei Wochen Genesung zu Hause, wollte Paul nicht mehr aus dem Haus. Er hatte panische Angst vor Autos und wollte nur noch manchmal sporadisch kurz ins Treppenhaus um fluchtartig zurück in die Wohnung zu spurten wenn jemand kam.

Selbst die vielen Umzüge in den letzten Jahren machte Paul klaglos mit. Immer fühlte er sich sofort heimisch in den neuen Wohnungen. Die sich aber auch immer vergrößerten, so dass sein Platzangebot wuchs.

Dann vor zwei Jahren bei einer Routineuntersuchung die niederschmetternde Diagnose einer Tierärztin. Paul hatte Herzrhytmusstörungen und ein Klappengeräusch. Sie empfahl mir eine Therapie, aber irgendwie wollte ich nicht mit Medikamenten seine Leber kaputt machen. Ende 2004 dann hatte er das erste mal einen Anfall bei dem er laut schreiend sich krümmend auf die Seite legte und für 30 Minuten apathisch da lag. Der Besuch beim Tierarzt bestätigte unsere Befürchtungen. Das Herz war mittlerweile noch mehr atrophiert, also beschlossen wir eine Behandlung. Paul musste ab diesem Zeitpunkt täglich morgens und abends verschiedene Medikamente einnehmen die schrecklich schmeckten, aber mit Käsepaste klappte dies halbwegs.

Die Anfälle nahmen wieder ab. Aber leider war dies alles nur für einen Sommer schön. Vor ein paar Wochen dann wurden die Anfälle wieder stärker und wir mussten die Dosis der Medikamente erhöhen. Am Montag kam ich Abends nach Hause und Paul hatte in die komplette Wohnung erbrochen. Er fraß nicht und trank auch nicht. Am Dienstag das Selbe, aber was sollte ich tun? Am Mittwoch ging Gritt dann am Morgen mit ihm zum Tierarzt, das ernüchternde Ergebnis der Röntgenaufnahmen war ein mittlerweile zurm Valentinsherz verformtes Herz, welches im Ultraschall keinerlei Kammerkontraktionen mehr zeigte. Nur die Vorhöfe waren erweitert und leisteten bei viel zu hohem Puls Höchstarbeit. Eine Infusion päppelte ihn wieder ein wenig hoch und ich konnte Abends einen schlaff herumliegenden Paul vorfinden, der nicht einmal zwei Schritte laufen konnte ohne sich sofort wieder hin zu legen. Wir waren verzweifelt. Da die Diagnose mittlerweile extrem erhöhte Leberwerte zeigte, bekam er auch noch ein Lebermedikament. Man muss dazu sagen, dass wir ihm schon seit Monaten wegen erhöhter Nierenwerte ein spezielles Nierenfutter fütterten. Am Donnerstag Morgen dann lag er nur noch auf dem Boden und schrie ab und zu jämmerlich vor Schmerzen. Fressen und saufen lehnte er ab. Wir gingen zum Tierarzt und beschlossen ihn von seinem Leiden zu erlösen. Die Tierärztin war der selben Meinung. Sie konnte uns nur sagen, dass sein Herz eventuell noch 2 Tage oder wenige Wochen schlagen würde. Die Schmerzen und Beklemmungen könnten wir ihm nicht nehmen. Wir wollten nicht, dass Paul weiterhin Qualen leiden sollte. Ich hoffe, dass er jetzt keine Schmerzen mehr hat. Er fand eine Stelle neben all unseren anderen Haustieren im Garten meiner Eltern. Der Schmerz über Pauls Tod sitzt aber tief, da ich noch nie einen solchen Kater erlebt hatte, und wahrscheinlich auch nie mehr erleben werde.