Wie „Woke“ zum Feindbild wurde
Deutschland erlebt einen tiefgreifenden politischen und kulturellen Wandel. Die Gesellschaft driftet zunehmend nach rechts, während progressive Ideen wie soziale Gerechtigkeit und Diversität als „woke“ diffamiert und delegitimiert werden. Dieser Beitrag beleuchtet die Dynamik hinter diesem Rechtsruck und die Rolle, die das Feindbild „Wokeness“ dabei spielt.
Die neue Rechte
Zwischen Christdemokratie und Populismus
Die CDU unter Friedrich Merz positioniert sich zunehmend als konservative Kraft, die klare Abgrenzung zu progressiven Themen sucht. Gleichzeitig gewinnt die AfD an Einfluss und erreicht in Umfragen bis zu 22 Prozent. Beide Parteien nutzen den Begriff „Wokeness“, um linke Politik als elitär und realitätsfern zu diskreditieren. Diese Strategie zielt darauf ab, gesellschaftliche Ängste zu mobilisieren und das politische Klima weiter nach rechts zu verschieben.
„Woke“ als Kampfbegriff
Der Kulturkampf von rechts
Der Begriff „Wokeness“ wird von konservativen und rechten Kräften zunehmend als Kampfbegriff verwendet, um progressive Bewegungen zu delegitimieren. Dabei werden Bemühungen gegen Rassismus, Sexismus und andere Formen der Diskriminierung als Bedrohung für traditionelle Werte dargestellt. Diese Rhetorik dient dazu, gesellschaftliche Spaltungen zu vertiefen und eine moralische Panik zu erzeugen. In Deutschland wird dieser Diskurs von Medien wie der BILD-Zeitung und politischen Akteuren wie der CSU aufgegriffen, um gegen eine vermeintliche „woke“ Elite zu mobilisieren.
Polarisierung und Protest
Die Gesellschaft im Spannungsfeld
Die politische Polarisierung in Deutschland manifestiert sich nicht nur in den Parlamenten, sondern auch auf der Straße. Hunderttausende Menschen protestieren gegen den Rechtsruck und die Zusammenarbeit etablierter Parteien mit rechtspopulistischen Kräften. Gleichzeitig wächst die Angst vor einer Spaltung der Gesellschaft, wie eine Umfrage zeigt, in der die Furcht vor einer auseinanderdriftenden Gesellschaft an erster Stelle steht.
Fazit
Die Gefahr der Normalisierung
Der Rechtsruck in Deutschland und die Diffamierung progressiver Ideen als „woke“ stellen eine ernsthafte Gefahr für die demokratische Kultur dar. Die Normalisierung rechter Rhetorik und die Abwertung von Diversität und sozialer Gerechtigkeit untergraben den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Es bedarf einer kritischen Auseinandersetzung mit diesen Entwicklungen und einer aktiven Verteidigung demokratischer Werte.
Idee und Anstoß: Blätter für deutsche und internationale Politik, Mai 2025