Schlagwort: Sozialstaat

  • Zwischen Ökonomie und Menschenwürde

    Was die Forderung nach Abschaffung von Pflegegrad 1 über CDU-Politik verrät

    Die Nachricht schlägt ein wie eine Bombe: Die Koalition prüft aktuell, den Pflegegrad 1 ersatzlos abzuschaffen – eine Maßnahme, mit der man laut Schätzungen rund 1,8 Milliarden Euro jährlich einsparen könnte. Gleichzeitig werden weiterhin Milliardenbeträge in Steuerprivilegien für Dienstwagen gesteckt – häufig ein Geschenk für Gutverdiener.

    Das Muster ist klar: diejenigen, die ohnehin wenig haben, werden gekürzt. Die Reichen behalten ihre Vorteile. Oft wird das als „unvermeidliche Sparmaßnahme“ verkauft – dabei ist es politischer Wille.

    Was bedeutet die Abschaffung von Pflegegrad 1 konkret?

    • Der Pflegegrad 1 ist aktuell der niedrigste Grad mit geringen Beeinträchtigungen. Dafür gibt es einen Entlastungsbetrag von bis zu 131 Euro pro Monat, Zuschüsse für barrierefreie Umbauten oder einen Notruf.
    • Bei Streichung dieser Leistungen fielen diese Hilfen ersatzlos weg – was gerade für Menschen mit kleinen Renten eine massive Belastung wäre.
    • Die Regierung argumentiert, durch solche Kürzungen das Defizit in der Pflegeversicherung zu mildern. Doch Kritiker warnen: Das sendet ein Signal, dass Versorgung nicht mehr als staatliches Versprechen gilt.

    Dienstwagenprivilegien: Milliarden für wenige

    Während im Pflegebereich gekürzt wird, bleiben steuerliche Geschenke für Dienstwagen unangetastet:

    • Schätzungen gehen davon aus, dass das Dienstwagenprivileg den Staat jährlich zwischen 3 und 6 Milliarden Euro kostet.
    • Diese Regelung kommt fast ausschließlich den Besserverdienenden zugute – Menschen, die ohnehin schon privilegiert sind.
    • Statt diese Subvention zu reformieren oder zu kürzen, belässt man sie – während Leistungen für Verletzlichere gestrichen werden.

    Was steckt dahinter? Ideologie, nicht Notwendigkeit

    Diese Verschiebung ist kein Zufall:

    1. Sozialabbau als Strategie. Kürzungen bei denjenigen, die kaum Lobby haben, während denen mit Einfluss und Ressourcen geholfen wird, ist klassische Politik rechter Wirtschaftsideologie.
    2. Rollenbilder und Arbeitsnormen. Frauen in Teilzeit oder Familien, in denen ein Partner zuhause ist, passen besser ins konservative Weltbild. Maßnahmen, die Druck zur Vollzeitarbeit oder zur häuslichen Pflege erhöhen, korrespondieren mit einem Gesellschaftsmodell, das klassische Geschlechterrollen bevorzugt.
    3. Autoritärer Staat als Konzept. Wenn der Staat Leistungen entzieht und gleichzeitig Kontrolle und Anforderungen erhöht (z. B. höhere Arbeitszeiten), entsteht ein Machtgefälle, das erzwungen wirkt.
    4. Sündenböcke sind nie weit. Wird in Zukunft Kritik laut, werden wieder einzelne Gruppen – z. B. Menschen mit Migrationshintergrund – für strukturelle Probleme verantwortlich gemacht.

    Was wir tun können

    • Aufmerksam sein & laut werden: Künftig bei jeder Reform fragen: Wen trifft sie? Wen schützt sie?
    • Politische Verantwortung zentral setzen: Soziales darf nicht als Verhandlungsmasse im Haushalt verstanden werden.
    • Solidarität organisieren: Netzwerke, Verbände, zivilgesellschaftliche Bewegungen stärken, die Interessen der Betroffenen vertreten.
    • Alternative Finanzierungsmodelle fordern: Statt Kürzungen bei Schwachen könnten Reiche, große Konzerne und Privilegien stärker zur Kasse gebeten werden.

    Und alle CDU Wählenden so:

    Nur die allerdümmsten Kälber wählen ihren Schlächter selber.

    Fediverse-Reaktionen
  • Steuerpolitik

    Entlastung der Reichen, Belastung der Allgemeinheit

    In den letzten Jahrzehnten wurden in Deutschland Erbschafts-, Vermögens- und Reichensteuern erheblich reduziert oder abgeschafft. Die Vermögensteuer wurde 1997 ausgesetzt, was zu einem Verlust von über 400 Milliarden Euro an Steuereinnahmen führte. Zudem profitieren große Erbschaften von großzügigen Freibeträgen und Verschonungsregelungen, insbesondere bei Betriebsvermögen. So wurden zwischen 2009 und 2020 über 400 Milliarden Euro an Firmenvermögen steuerfrei vererbt.

    Diese Entwicklungen führen dazu, dass die Steuerlast zunehmend auf die arbeitende Bevölkerung verteilt wird, während große Vermögen geschont werden.

    Steuerhinterziehung vs. Sozialbetrug

    Eine Frage der Prioritäten

    Politisch und medial wird häufig der Sozialbetrug thematisiert, während Steuerhinterziehung weniger Beachtung findet. Dabei ist der finanzielle Schaden durch Steuerhinterziehung erheblich größer. Schätzungen zufolge verliert Deutschland jährlich rund 100 Milliarden Euro durch Steuerhinterziehung. Im Vergleich dazu ist der Schaden durch Sozialbetrug deutlich geringer.

    Trotzdem liegt der Fokus der öffentlichen Diskussion oft auf dem Missbrauch von Sozialleistungen, was von den erheblichen Verlusten durch Steuerhinterziehung ablenkt.

    Die Illusion des sozialen Aufstiegs

    Viele Menschen glauben, durch harte Arbeit zu Reichtum gelangen zu können. Doch Studien zeigen, dass in Deutschland etwa 80 Prozent des Vermögens des reichsten Prozents aus Erbschaften stammen. Der soziale Aufstieg durch eigene Leistung wird somit immer schwieriger, während die Ungleichheit weiter wächst.

    Fazit

    Ein Aufruf zur Umverteilung

    Die aktuelle Steuerpolitik fördert die Konzentration von Vermögen und verschärft soziale Ungleichheiten. Eine gerechtere Besteuerung großer Vermögen und Erbschaften könnte dazu beitragen, die finanzielle Basis des Sozialstaats zu sichern und Chancengleichheit zu fördern. Gleichzeitig gehören aber auch hohe Einkommen über 100.000€ höher besteuert. Auch wenn unser Haushalt selbst betroffen wäre.

    Es ist an der Zeit, die politische Diskussion auf die tatsächlichen Ursachen der Ungleichheit zu lenken und Maßnahmen zu ergreifen, die eine faire Verteilung von Ressourcen gewährleisten.

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